Hiroshima Castle

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Wir stehen vor dem Zugang zum Hiroshima Castle. Links und rechts von uns säumen Zelte den Weg. In ihnen stehen Blumen in hohen Vasen, offensichtlich findet hier eine Art Blumenschau statt. Alles ist sehr bunt und fröhlich anzusehen. Der Weg hinein führt über eine Brücke, denn das gesamte Castle ist von Wasser umgeben.

Umgangssprachlich heißt das Castle Karpfenburg. Es wurde 1589 erbaut und 1945 von der Atombombe vollständig zerstört. Lange Jahre stand es in Trümmern. Dreizehn Jahre dauerte es, bis das Hauptgebäude wieder aufgebaut war. Die gesamte Architektur mit Gebäuden, langen Sälen, Mauerwerk, Wassergraben und Türmen wurde mit der Zeit rekonstruiert. Für den Neuaufbau wurden originale Materialien verwendet und alte Baumethoden angewendet. Im Castle befindet sich ein Museum mit alten Trommeln, Skulpturen, Vitrinen mit Ausstellungsstücken rund um das Castle und seine Geschichte. Zu besichtigen gibt es also nicht nur das Castle selbst, sondern auch ein Stück Geschichte von Japan. Das Hiroshima Castle zeigt, wie wichtig die Castles für die japanische Kultur sind. Der Wiederaufbau von Hiroshima Castle war eine technische Herausforderung und ein symbolischer Akt gleichermaßen.

Die Stimmung im Castle ist eher andächtig, weniger lärmend als im Hamamatsu Castle, dort war das gesamte Castle von Familien mit Kindern bevölkert. Hier in Hiroshima treffen wir vor allem auf ältere Menschen, was auch am Wochentag liegen kann, schließlich ist heute ein Schultag. Man kann sehen, mit wie viel Hingabe das Castle wieder aufgebaut wurde. Es ist in dunklem Holz gehalten, die Räume sind stilvoll beleuchtet. Bildergalerien zeigen die Burg wie sie früher aussah, zeigen alte Bauherren, aber auch die Zerstörung und das Leid von Hiroshima. Ergänzt durch Bilder des Wiederaufbaus tauchen wir noch einmal in die Geschichte von Japan ein. Kultur aus hunderten von Jahren war mit einem Schlag vernichtet worden. Wir sind noch einmal so betroffen, wie wir es schon im Friedenspark waren.

Wir sind froh, dass wir zwischendurch das normale, neuzeitliche Hiroshima erlebt haben. Die Straßen sind belebt, die Menschen sind mit Einkaufen, Essen, Reden, Autofahren und anderen alltäglichen Dingen befasst. Hohe Gebäude ragen auf. Es gibt Fußgängerzonen, Fressmeilen, Fitnesscenter, Lokale und Bürogebäude. Breite Straßen bieten Raum für Verkehr. Eine Trambahn führt durch Hiroschima. Der Anschluss an die Bahnstrecke ist selbstverständlich. Und auch wenn es viele Mahnmahle für Frieden gibt, der Strom an Schulklassen und Touristen im Friedenspark nicht abreißt, so scheint es doch, als sei ein kleines Stück der Vergangenheit überwunden. Generationen gesunder Menschen bevölkern nun die Stadt, bewahren die Geschichte, gestalten ihre Stadt neu, machen sie modern und fröhlich.

Wir gehen müde durch die Räume. Mir tun die Füße weh, ich bin von den vielen Eindrücken des Tages abgefüllt ja überflutet. Auch die emotionale Achterbahnfahrt ist anstrengend. Sogar bei Schatz bemerke ich einen langsameren Gang und weniger Interesse an den Ausstellungsstücken, er bleibt an den Vitrinen kaum stehen und strebt eher Richtung Fenster, durch die Frischluft in die Räume strömt.

In so einem Fall empfiehlt sich ein Aufenthalt in der Natur. Unser nächstes Ziel: Der Wandelgarten Shukkeien.

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