Mount Misen

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Nach einem kleinen Imbiss im Ort folgen wir dem Schild Richtung Mount Misen. Wandert man den Berg hinauf kann man auf dem Weg den Daishoin Tempel, den Omoto Schrein, den Okunoin Tempel und den Miyama Schrein besichtigen. Oben erwartet den Wanderer die Misenhondo Haupthalle, die Reikado Halle, die Sankido Halle und die Dainichido Halle. Außerdem gibt es nach einem weiteren kurzen Aufstieg eine Aussichtsplattform, die auf 535 Metern Höhe einen beeindruckenden Ausblick bietet. Wir könnten also nach oben wandern. Schatz könnte sich alle zehn Minuten das Gemecker von mir anhören, wie weit es denn noch sei und warum wir zu Fuß gehen müssen, wo ich doch gar keine Lust habe, drei Stunden lang den Berg hinaufzulaufen.

Oder wir nehmen die Seilbahn. Sie könnte uns in wenigen Minuten die 535 Meter nach oben tragen, das schont die Gelenke und das Gemüt der Frau und des Mannes. Gesagt, getan. Unser Weg führt uns durch den Momijidani Park, in dem die freilaufenden Hirsche zuhause sind, zur Ropeway. Hier im Wald ist von den vielen Besuchern kaum mehr etwas wahrzunehmen. Wir gehen auf festgetretenen Waldwegen, genießen die Stille und den Geruch des Waldes. Erst in der Nähe der Talstation der Seilbahn Momijidani Station treffen wir wieder auf andere Menschen.

Wir fahren gerne Seilbahn, auch wenn es mir manchmal auf den Magen schlägt. Die Seilbahnen in Japan fahren so langsam, ruckelfrei und bedächtig, dass wir problemlos nach oben kommen. In der Gondel schweben wir über gemischten Laubwald, wir sehen einzelne Tempel, etwas weiter oben eröffnet sich ein Blick über das Meer und weitere Inseln. Manche Bäume verfärben sich schon bunt. Hier ist bestimmt viel los zur ‚Red Leaves‘-Zeit. Rote Blätter auch ‚Autumn Leaves‘ genannt. Dann verfärben sich die Blätter und die Wälder leuchten in strahlenden, bunten Farben. Nach Hanami, der Kirschblüte, ist das eine der wichtigsten Reisezeiten in Japan, für Touristen aber auch für Einheimische. Dafür gibt es eigene Vorhersagen, damit auch wirklich jeder die zweitbeste Zeit des Jahres erwischt.

Wir sind zu früh dran für Red Leaves, aber wir finden es trotzdem schön. Die verschieden grünen Laubbäume lassen erahnen, wie farbenfroh die Umfärbung des Blätterkleides weiter gehen wir. Auf der Zwischenstation Kayadani wechseln wir die Gondel und sind kurz danach bei der Shishiiwa Station auf 430 Meter angekommen. Von dort führt ein Wanderweg den Berg hinauf.

Wir gehen langsam, also ich gehe langsam. Schatz ist immer einige Schritte voraus und holt mich dann wieder ab. Sein Lauftempo ist schneller, entschiedener, kräftiger und ich bin, naja langsam. Dennoch, wir kommen voran, wir haben es nicht eilig. Wir sind verwundert mit welchem Schuhwerk andere Besucher den Pfad bewältigen. Einige Damen tippeln in dünnen Ballerinas von Stein zu Stein, aber auch die Schuhe der Männer sind nicht immer für einen steinigen Bergpfad geeignet. Ich trage Turnschuhe, Schatz auch, Bergschuhe wären vermutlich noch besser. Der Weg geht bergauf über Steintreppen, ausgetretene Wege und große Steine. Die Natur ist wohltuend, der Pfad verläuft in engen Windungen, an den Seiten flankieren stachelige Büsche den Weg. Wir kommen unter riesigen Steinen durch und gelangen schließlich zu den heiligen Hallen.

Die Misenhondo, Reikado, Sankido und Dainichido Halle stehen eng beieinander. Wir machen Station, erfrischen uns und ruhen aus. Mönche pflegen die religiösen Stätten, wir können Räucherstäbchen anzünden, auf Holztäfelchen Botschaften hinterlassen und natürlich beten. Nach der Besichtigung entscheide ich mich noch einmal für ausruhen, Schatz entscheidet sich fürs Weitergehen bis zur Aussichtsplattform. Nach weniger als einer halben Stunde ist er zurück und hat beschlossen, dass ich das unbedingt sehen muss, egal wie müde ich bin.

Also los Frau, weiter geht’s. Na gut. Fünfzehn Minuten später stehen wir auf dem Gipfel. Die Aussichtsplattform ermöglicht einen grandiosen Rundumblick. Meer, kleine Inseln, ein Blick auf Honshu. Der Wind bläst heftig hier oben auf der Plattform, ich halte meinen Hut fest. Nachdem wir uns tagelang in Meereshöhe bewegt hatten, hat dieser Blick von oben etwas ganz Besonderes. Wir blicken auf die monströsen Steingebilde, die wir gerade über- oder unterquert haben. Das Meer breitet sich in allen Richtungen als große blaue Fläche aus. Wir können Algenplantagen sehen, winzige Boote zerschneiden die Wasserlinie. In der Ferne sehen wir viele kleine grün überwachsene Inseln aus dem Wasser ragen und natürlich sehen wir die Hauptinsel Honshu. Trotz des sonnigen Tages ist der Blick in die Ferne trüb, eher milchig. Hier müsste man nach einem Taifun Tag sein, wenn die Luft sauber und freigepustet ist.

Wir lassen uns Zeit, stehen lange auf der Aussichtsplattform. Erst das Risiko, die letzte Gondel zu verpassen lässt uns den Rückweg beginnen. Mit uns sind viele anderer Besucher aufgebrochen und so wandern mehrere Grüppchen zurück zur Bergstation Shishiiwa. Mit der Gondel gelangen wir zur Talstation Momijidani. Die Sonne geht schnell unter und wir beeilen uns beim Weg durch den Wald in Richtung Itsukushima Schrein.

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