Miyajima am Abend

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Der Schrein wird bald geschlossen. Mit den letzten Besuchern flanieren wir über die Kaipromenade. Wir sind erfüllt vom Besuch des Itsukushima Schreins, der Hochzeit, vom Mount Misen mit seinen religiösen Hallen, dem Wald und den Hirschen. Müde gehen wir Richtung Anlegestelle der Fähre, aber noch wollen wir die Insel nicht verlassen.

Die Lichter der Steinlampen sind angegangen. Die blaue Stunde kündigt sich an. Die Sonne ist schon fast weg, nur noch das blaue Lichtspektrum zeigt sich am Himmel. Für Fotos bedeutet das meist ein besonders schönes Licht, schöne Effekte. Jetzt hätten wir gern eine Spiegelreflexkamera dabei, die leider im Gepäck keinen Platz gefunden hat. Die kleinen Lumix Kameras müssen ihr Bestes geben.

Mit der Dämmerung setzt eine beinahe religiöse Stimmung ein. Die beleuchtete Promenade wird zum mystischen Weg zwischen Tag und Nacht. Die Menschen bleiben stehen und bewundern das Torii im Wasser. Fotografen packen ihre Stative aus, um im wirklich allerbesten Moment ein perfektes Foto machen zu können. Paare setzen sich auf die Kaimauer und blicken verträumt aufs Wasser. Niemand hat es eilig. Dennoch müssen sich irgendwann die meisten Besucher auf den Weg zum Festland machen, nur sehr wenige bleiben in einem der Ryokan auf der Insel.

Wir kommen kaum voran. Bleiben an fast jeder erleuchteten Steinlampe stehen und machen noch ein Foto. Das Licht reicht nicht mehr aus, das sehen wir schon, aber vielleicht gelingt es uns doch, die Stimmung einzufangen. Jetzt, genau hier, könnte es ein super Foto werden. Oder vielleicht ist da drüben ein noch besserer Ausblick. Wir versuchen die Beleuchtung der Sehenswürdigkeiten so einzusetzen, dass die Kamera genug Licht für ein gutes Foto hat, der Blick auf die abendliche Szenerie mit seinen düsteren Elementen dennoch eingefangen wird. Halt nein, warte noch Sonne, ich möchte noch weiter fotografieren.

Irgendwann setzen wir uns zu den anderen auf die Mauer und schauen dem Tageslicht zu, wie es verschwindet, wie es der Nacht das Regiment überlässt. Aus der Ferne leuchten die Fenster der Ladenzeile zu uns herüber, sie spiegeln sich im Wasser. Immer noch schauen alle zum orangeroten Torii, das inzwischen von riesigen Strahlern beleuchtet wird. Kaum jemand steht auf und geht, diese besondere Stimmung in der Dämmerung fängt alle ein und lässt auch uns nicht mehr los.

Und schon ist die blaue Stunde vorbei.

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